Chinas altes Tee-Paradies: Leben, Arbeit und Zukunft in den Jingmai-Bergen

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In einer eindrucksvollen Reportage von ZDFheute Nachrichten (auslandsjournal) tauche ich ein in die Jingmai‑Berge – ein Gebiet im Südwesten Chinas, das für sein "Wolkenmeer" und uralte Teebäume bekannt ist. Diese Reportage zeigt, wie Tradition, Tourismus und moderne Vertriebswege aufeinandertreffen und welche Chancen und Risiken daraus entstehen.

Key Takeaways

  • Jingmai‑Berge: Traditionelle Teekultur, die von Frauen dominiert wird.
  • UNESCO‑Eintrag (17. September 2023) hat Tourismus und Teeverkauf stark angekurbelt.
  • Tees aus alten Bäumen (300–400 Jahre) sind gefragt und stark im Preis gestiegen.
  • Region schützt Traditionen bewusst: kein Asphalt, keine Pestizide, schonende Handverarbeitung.
  • Herausforderungen: Klimawandel, Schädlingsbefall und der Balanceakt zwischen Tourismus und Bewahrung.
Sonnenaufgang über dem Wolkenmeer in den Jingmai-Bergen

Ein Ort zwischen Wolkenmeer und Knochenarbeit

Die Jingmai‑Berge öffnen morgens ihr „Wolkenmeer“, durch das die Sonne steigt. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft mystisch und beruhigend – doch dahinter steckt harte Arbeit: Fast ausschließlich Frauen pflücken hier den Tee, oft von morgens bis abends, anschließend wird die Ernte sofort verarbeitet.

„Ihr ganzes Leben hier dreht sich um Tee. Wir sind Tee‑Bauern. Tee ist unsere Haupteinnahmequelle.“

Yang Xiao Li, über 50, erklärt im Gespräch: „Klar, jeden Morgen nach dem Aufwachen trinke ich meinen Frühstückstee. Mit einer Tasse Tee fühle ich mich gut.“ Pausen sind rar; während der Gespräche sind die Hände weiter in Bewegung. Der Alltag in den Teefeldern ist ein Mix aus Tradition, körperlicher Anstrengung und Ritualen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Livestreams, junge Rückkehrerinnen und neue Verkaufskanäle

Junge Menschen wie Xianjin (24) kehren zurück in die Dörfer – aber nicht nur aus Nostalgie. Sie bringen digitale Methoden, bewerben die Teesorten in Livestreams und verkaufen direkt an Kundinnen und Kunden online. Die Kombination aus lokalem Handwerk und Social‑Media‑Marketing verändert die Ökonomie des Dorfes.

Jubel nach der UNESCO‑Aufnahme: Reaktionen im Livestream

Der 17. September 2023 markierte einen Wendepunkt: Mit der Ankündigung der Aufnahme in die UNESCO‑Welterbeliste strömten plötzlich tausende Zuschauer in die Livestreams – und Bestellungen folgten sofort. „So viele Leute strömten plötzlich in den Livestream‑Raum“, berichtet Xianjin. Ohne große Vorstellung ihrer Sorten kauften Menschen den Tee schlichtweg, getrieben von der neuen Sichtbarkeit.

Teesorten und Lagerung

Im kleinen Laden der Familie lagern Schwarzer, Grüner, Weißer Tee sowie fermentierte Sorten – manche bis zu 15 Jahre alt. „Je älter, desto besser“ ist hier ein verbreitetes Credo. Die Produzentinnen übernehmen oft den kompletten Prozess: Pflücken, Trocknen, Verpacken und Versenden.

Alte Bäume, traditionelle Verarbeitung und steigende Preise

Die Region beherbergt Teebäume, die über Generationen weitergegeben wurden. Einige Exemplare haben tiefe, dicke Wurzeln und werden auf 300 bis 400 Jahre geschätzt. Der Erhalt dieser Bäume ist zentral: Pestizide und künstliche Düngemittel sind tabu, denn Qualität und Natürlichkeit sind Verkaufsargument und kulturelles Erbe zugleich.

Der Marktwert des Tees stieg nach der Bewerbung um das Kulturerbe rasant: Die Preise haben sich laut Aussagen vor Ort verdoppelt. Händler in Städten wie Shenzhen listen Spitzenqualitäten für mehr als 400 Euro pro Kilo; durch Zwischenhändler sind Verkaufspreise bis zu 4.000 Euro beobachtet worden.

Großer Wok: Handarbeit beim Teerösten in der Nacht

Ernte und handwerkliche Verarbeitung

Nach dem Pflücken werden die Blätter oft noch in der Nacht in großen Woks geröstet, um Farbe und Aroma zu bewahren. Holzfeuer verleiht zusätzliches Aroma. Während moderne Maschinen die Arbeit vereinfachen, werden Blätter von alten Bäumen weiterhin per Hand behandelt – das rechtfertigt die höheren Preise.

„In der Ernte‑Hochzeit machen sie das von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens, die ganze Nacht.“

Die Regierung bietet inzwischen Trainings an, die Röstprozesse zu verbessern und Handwerk zu stärken. Doch die Produktion schwankt stark: Trockenperioden, ungewöhnliche Winter oder Schädlingsplagen beeinflussen die Erträge erheblich.

Tourismus, Kultur und Naturschutz

Der UNESCO‑Status brachte mehr Besucher in die neun Dörfer der Jingmai‑Region – doch die Anreise bleibt beschwerlich: Stundenlange Serpentinenstrecken, kein Asphalt (aus Sorge um Geschmack und Geruch des Tees) und eine bewusste Beschränkung neuer Bauprojekte im alten Dorf schützen Authentizität und schützen vor Massentourismus.

Die Bevölkerung gehört überwiegend ethnischen Minderheiten wie den Bulang oder Dai an; traditionelle Kleidung und Dachverzierungen sind sichtbare Zeichen. Anfangs waren viele ältere Bewohnerinnen und Bewohner scheu gegenüber Fotografien oder Fremden. Heute hat sich vieles gewandelt: Sprachkenntnisse in Hochchinesisch wurden erweitert, um mit Gästen zu kommunizieren.

Glaube und Respekt gegenüber Natur und Ahnen sind tief verankert. Viele beten zu den Tee‑Ahnen, achten auf heilige Bäume und schirmen sensible Orte ab. Ein Beispiel: Ein alter Banyan mit Bienennestern darf nicht berührt werden; Besucher können nur von Plattformen aus fotografieren. Ein örtliches Sprichwort lautet sinngemäß: Solange die Bienen in der Nähe sind, können die Menschen hier in Frieden leben.

Herausforderungen durch Klimawandel

Die Region bleibt nicht verschont vom Klimawandel: Ein außergewöhnlich trockener Frühling (der trockenste seit 60 Jahren) und ein wärmerer Winter führten zu geringerer Blattausbeute und Raupenplagen. Für die Menschen vor Ort ist das eine ernste Bedrohung ihrer Existenzgrundlage.

Fazit: Zwischen Bewahrung und Wandel

Die Jingmai‑Berge zeigen, wie ein Kulturerbeort Chancen schaffen kann: gesteigerte Nachfrage, neue Einnahmequellen durch Tourismus und digitale Verkäufe, und mehr Sichtbarkeit für traditionelle Handwerkskunst. Gleichzeitig ist der Spagat groß: Schutz der Natur, Erhalt alter Methoden und Anpassung an Klimarisiken sind zentrale Aufgaben.

Für die Menschen dort ist die Lösung klar: bewahren, weitergeben und wo nötig modernisieren – aber immer mit Respekt vor den Teebäumen, ihren Ahnen und dem „Wolkenmeer“, das jeden Morgen die Sonne empfängt.

Quelle: Reportage von ZDFheute Nachrichten (auslandsjournal).

This article was created from the video Chinas altes Tee-Paradies | auslandsjournal with the help of AI.

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