
Millionen Menschen in Deutschland nutzen Bonusprogramme wie Payback, Lidl Plus oder Rewe Bonus – und hoffen dabei, ordentlich Geld zu sparen. Doch wie gut sind diese Programme wirklich? Sparen wir tatsächlich, oder profitieren vor allem die Anbieter? Warum machen Unternehmen wie Payback jedes Jahr hunderte Millionen Euro Umsatz, obwohl die Teilnahme für uns kostenlos ist? In diesem Artikel nehmen wir Bonusprogramme unter die Lupe, zeigen, wie sie funktionieren, welche Daten dabei gesammelt werden und wem das Ganze wirklich nutzt.
Bonusprogramme: Was steckt dahinter?
Ob bei Discountern, Supermärkten oder Drogerien – fast überall können Kund*innen heute Punkte sammeln oder Coupons einlösen. Namen wie Payback, Lidl Plus oder Rewe Bonus sind längst bekannt. Rund 90 Prozent der Deutschen nutzen solche Programme, um bei Einkäufen Vorteile zu erhalten. Ich selbst nehme an mehreren teil: Payback, Bahnbonus, Lidl Plus, REWE Bonus, IKEA Family, GM App, Rossmann App und Miles and More. Dabei sind Payback und die Deutschland Card die größten branchenübergreifenden Programme, bei denen Punkte in Rabatte oder Prämien umgewandelt werden können.
Viele Händler bieten zudem eigene Programme an, zum Beispiel Lidl, Kaufland oder Rewe. Interessant: Aldi verzichtet komplett auf Bonusprogramme.
Warum überhaupt teilnehmen?
Der Hauptgrund für viele ist die Hoffnung auf Ersparnisse. Und ja, Punkte sammeln macht auch Spaß! So höre ich immer wieder:
„Weil man sich so ein bisschen erhofft, dass man was zurückbekommt.“
„Manchmal gönn ich mir dann ein Besteck oder eine Tasse.“
„Es ist auch immer irgendwie ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass man wieder Punkte gesammelt hat.“
Payback ist dabei besonders beliebt – mit 34 Millionen Nutzer*innen und rund 700 Partnern in Deutschland der klare Marktführer.
Der Selbsttest: Wie viel spart man wirklich mit Payback?
Ich habe zwei Wochen lang ausschließlich bei Payback-Partnern eingekauft: DM, Marktkauf, Globus, Decathlon, Fressnapf und Aral. Dabei habe ich die Payback-Karte bei jedem Einkauf genutzt und besonders auf Extrapunkte-Coupons geachtet.
Das Ergebnis: Für rund 420 Euro Einkaufswert habe ich 1.317 Payback-Punkte gesammelt. Umgerechnet entspricht das etwa 13,17 Euro – also knapp 3 Prozent Ersparnis. Klingt erstmal ganz gut, oder? Doch diese Gutschrift gibt es erst beim nächsten Einkauf – echtes Geld spare ich also nicht sofort.
Interessant ist, dass die Extrapunkte-Coupons den größten Einfluss hatten. So habe ich bei Decathlon statt der üblichen 80 Punkte über 400 geschenkt bekommen. Allerdings kaufte ich dadurch auch Artikel, die ich eigentlich gar nicht wollte – wie ein Skateboard.
Warum kaufen wir mehr, als wir eigentlich wollen?
Die Wissenschaft erklärt das mit unserem Gehirn: Beim Einkaufen und Punkte sammeln wird ein Belohnungssignal ausgelöst. Coupons, die nur zeitlich begrenzt gelten, erzeugen zusätzlich das Gefühl von „Fear of Missing Out“ (FOMO) – die Angst, ein gutes Angebot zu verpassen. Das führt oft dazu, dass wir mehr ausgeben, als wir ursprünglich geplant hatten.
Expertenmeinung: Wie repräsentativ ist mein Ergebnis?
Ich habe mit Markus Münter gesprochen, Professor für Volkswirtschaftslehre. Er bestätigt, dass 3 Prozent Ersparnis in zwei Wochen ein gutes Ergebnis sind – im Durchschnitt sparen Kunden eher nur rund 1,2 Prozent. Einige profitieren mehr, andere weniger.
Wer profitiert also wirklich von Bonusprogrammen wie Payback? Laut Münter sind es vor allem die Unternehmen, denn:
- Wir hinterlassen bei jedem Kauf eine Datenspur.
- Die Unternehmen wissen, was wir kaufen, wo und zu welchem Preis.
- Sie können unsere Zahlungsbereitschaft einschätzen und Kundenbindung verbessern.
- Dadurch steigern Händler ihre Gewinne – die Vorteile liegen meist exklusiv bei ihnen.
Bonusprogramme sind Datenmaschinen: Welche Daten sammeln Händler?
Ich habe meine eigenen Daten bei DM, REWE und Payback angefordert. Die Ergebnisse sind beeindruckend und zugleich etwas beängstigend. DM listet detailliert auf, was ich wann und wo gekauft habe – von Duschgel über Müllbeutel bis Ingwersaft. Auch die Art der Bezahlung wird erfasst.
Payback und REWE schickten mir riesige Datensätze, die kaum zu durchschauen sind, aber ebenfalls umfangreiche Informationen enthalten.

Was machen Händler mit diesen Daten?
Ich habe mich mit Laurenz Rudke von Data Sout getroffen, einem Unternehmen, das auf Datenanalyse und KI spezialisiert ist. Er erklärt:
„Mit den Transaktionsdaten lässt sich nachvollziehen, was Kunden kaufen, wie oft sie Gutscheine nutzen und welche Produkte sie bevorzugen.“
„Händler können Kunden in Klassen wie A, B und C einteilen – von besonders kaufstarken bis zu durchschnittlichen Kunden.“
„Diese Einteilung hilft, bessere, personalisierte Angebote zu machen und das Marketing effizienter zu gestalten.“
Personalisierte Coupons zielen auf Produkte, die man schon häufiger gekauft hat, was die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Kaufs erhöht. Experten schätzen, dass Händler so ihre Marketingkosten um bis zu 10 Prozent senken können.
Laurenz zieht einen Vergleich zu Netflix: Durch Personalisierung bleiben Kunden länger aktiv, weil sie genau das Angebot sehen, das sie interessiert.
Wie verdient Payback Geld mit meinen Daten?
Payback sammelt alle Daten rund um meine Einkäufe: Zeitpunkt, Ort, Waren, Zahlart, Coupons sowie persönliche Daten wie Name und Adresse. Mein Anmeldepartner DM kann mich eindeutig identifizieren und nutzt diese Daten für personalisierte Angebote.
Andere Payback-Partner sehen zwar meine Einkaufsdaten, wissen aber nicht, zu wem sie gehören – nur mit meiner Zustimmung können sie mir individuell zugeschnittene Coupons schicken.
Für diese Marketing- und Technologiedienstleistungen verlangt Payback hohe Gebühren. Branchenberichte sprechen von mindestens 150 Millionen Euro, die allein REWE jährlich für das Payback-System zahlt.
Diese hohen Kosten könnten auch ein Grund sein, warum REWE mittlerweile auf ein eigenes Bonusprogramm setzt.

Datenschutzexpertin warnt vor Datenflut
Rena Tangens vom Verein Digitalcourage, der seit Jahrzehnten für Datenschutz kämpft, warnt:
„Payback ist keine Rabattkarte, sondern eine Datensammelkarte.“
„Das Geschäftsmodell basiert darauf, möglichst viele Informationen über Menschen zu sammeln und Profile zu erstellen.“
„Die Daten sind der Datenschatz von Payback, den sie nicht verkaufen, aber für eigene Dienstleistungen nutzen.“
Außerdem weist sie darauf hin, dass Rabatte meist eingepreist werden – Händler geben nichts einfach so weg. Das kann bedeuten, dass Preise insgesamt steigen, um die Rabatte zu finanzieren. Payback bestreitet dies, doch die Möglichkeit besteht.
Personalisierte Angebote zielen nicht nur darauf ab, uns zu helfen, sondern vor allem, das Kaufverhalten zu steuern und Umsätze zu steigern. Dabei wird genau analysiert, worauf wir empfänglich sind.
Fazit: Bonusprogramme sind kein Selbstläufer für Verbraucher
Bonusprogramme wie Payback sind für viele eine spielerische Möglichkeit, beim Einkaufen ein bisschen zu sparen. Doch die Ersparnisse sind meist gering, durchschnittlich etwa 1,2 Prozent, und echte Rabatte gibt es selten spontan.
Der wahre Gewinner ist das Unternehmen: Durch die gesammelten Daten können Händler ihr Marketing optimieren, Kundenprofile erstellen und so mehr Umsatz generieren. Dabei beeinflussen personalisierte Angebote unser Kaufverhalten subtil und effektiv.
Bewusstes Einkaufen und das Abwägen, wie viele persönliche Daten man teilen möchte, sind daher entscheidend. Am Ende liegt es an uns, wie viel wir von uns preisgeben und ob wir die vermeintlichen „guten Deals“ wirklich als solche wahrnehmen wollen.
This article was created from the video Bonusprogramme im Supermarkt: Sind sie wirklich ein guter Deal? | WISO with the help of AI.
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